Wahlkampf mit Balthasar Glättli: 7 Tipps, Tools & Lessons Learnt

Gestern Abend besuchte ich das vom Kampagnenforum super organisierte Soirée „Instrumente im Wahlkampf mit Nationalrat Balthasar Glättli.

Dabei erzählte Balthasar Glättli von seinen Erfahrungen im Wahlkampf, welche Instrumente und Tools er einsetzt und welche Fehler Du vermeiden kannst.

In diesem Artikel halte ich die für mich besten Gold Nuggets aus dem Vortrag fest und versuche Dir zu zeigen, wie Du diese selbst für Dich und Deinen Online Wahlkampf anwenden kannst.

Gold Nugget

7 Tipps für Deinen Wahlkampf von Balthasar Glättli

Besonders spannend war der authentische Einblick in den persönlichen Wahlkampf.

Mit wertvollen Erfahrungen, und noch wertvolleren Lessons Learnt (und nicht wie so oft die Zurschaustellung einer theoretisch perfekten Welt).

UPDATE: Hier die Unterlagen zur Präsentation:

Los geht’s:

1. Informieren und involvieren

Auf seiner Website ermöglicht Balthasar Glättli jedem Besucher per E-Mail in Kontakt zu bleiben. Doch nicht nur um zu informieren, sondern auch um zu involvieren.

Ein Newsletter muss nicht eine einseitige Kommunikation bedeuten: Eine persönliche E-Mail von einem Politiker, in dem ich um meine Meinung gefragt werde, hinterlässt deutlich mehr Eindruck und animiert zum Antworten, als wenn einfach ein Formular auf einer Website ausgefüllt werden soll.

Warum ein E-Mail Newsletter so viel besser und wichtiger ist als eine Facebook Seite, beschreibe ich genauer in diesem Artikel unter Punkt 5.

Balthasar Glättli setzt dazu übrigens auf das Tool MailChimp, welches ich ebenfalls einsetze und weiterempfehle, da es sehr modern und intuitiv zu bedienen ist (wenn auch auf Englisch).

Ausserdem hat MailChimp den grossen Vorteil, dass es für bis zu 2’000 Abonnenten und 12’000 E-Mails pro Monat gratis ist (das würde wahrscheinlich sogar für unsere Bundesräte ausreichen).

2. Reduce to the max

Die Regel Nummer 1 im Marketing: Kenne und fokussiere Dich auf Deine Zielgruppe.

Genau das macht und empfiehlt auch Balthasar Glättli: Die Zielgruppe einer Kampagne kann niemals die breite Öffentlichkeit sein. Und das gilt auch für Deine Website.

Wenn Du Deine Website ganz objektiv betrachtest: Wer fühlt sich angesprochen?

3. Der dauernde Wahlkampf

Auch der Politikwissenschaftler Claude Longchamp hat in einem Interview vor 1,5 Jahren gesagt:

Wahlkämpfe sind heute keine zeitlich beschränkten Kampagnen mehr, sondern werden zum Dauerzustand.

Regelmässige Kommunikation ist Pflicht und in der heutigen Zeit durch Websites, Newsletter und soziale Netzwerke auch jederzeit möglich.

Aber:

4. Social Media ist keine Wunderlösung

Social Media ist nicht die neue Wunderwaffe in der Verbreitung von Botschaften. Soziale Netzwerke sind ein Abbild der Realität: Der Kampf um die Aufmerksamkeit und Unterstützung ist dort genauso hart, wenn nicht sogar noch härter.

In einem persönlichen Gespräch hast Du eine gewisse Kontrolle über die Aufmerksamkeit. Auf Facebook ist das nächste Katzenvideo nur einen Klick entfernt.

Wer sich eine Fan-Basis aufbauen möchte, braucht sehr viel Zeit für den regelmässigen Dialog. Doch wer auf ein treues Netzwerk an Fans zählen kann, erhält durch diese einen viel persönlicheren Zugang zu neuen potenziellen Wählern und Unterstützern.

Worüber man sich aber immer im Klaren sein muss: Auch Facebook ist ein öffentlicher Raum und eine unpassende Bemerkung kann durchaus auch von den klassischen Medien entdeckt und aufgegriffen werden.

5. Do The Ask & Call to Action

Im Campaigning gibt es den Begriff „Do The Ask„: Wenn Du die Aufmerksamkeit und das Interesse einer Person durch eine Aktion gewonnen hast, dann solltest besser genau wissen, was Du mit dieser Aufmerksamkeit anstellst und Du jetzt von ihm erwartest. Und ihn konkret danach fragen.

Dasselbe Konzept gilt auch für Websites und heisst hier „Call To Action„: Wenn Du einen Besucher auf Deiner Seite hast, dann sag ihm explizit, was er zu tun hat: Newsletter abonnieren. Facebook Seite liken. Kommentar schreiben. Spenden.

Aber bitte nicht alles auf einmal, sonst macht er gar nichts!

6. Die Medien wollen unterhalten werden

Selbst die Medien lesen keine schlecht geschriebenen oder langweiligen Medienmitteilungen mehr. Wer von den Medien ignoriert wird, sollte die eigenen Medienmitteilungen einmal kritisch hinterfragen.

Gefragt sind kurze und knackige Geschichten, die auf den Punkt kommen: Genau wie im Internet.

Das klassische Werbetexten funktioniert nicht nur für den Verkauf von Produkten, sondern auch für den Verkauf von Ideen, Kandidaten und Geschichten.

Und wenn wir schon beim Thema sind: Veröffentliche auf keinen Fall klassische Medienmitteilungen auf sozialen Netzwerken oder auf der Startseite Deiner Website. Der Begriff Medienmitteilung kommt schliesslich nicht von ungefähr.

7. The early bird catches the worm

Je früher Du aktiv bist, desto weniger Konkurrenz hast Du. Wenn Du vor allen anderen Deinen Wahlkampf startest, gehört Dir die ganze Aufmerksamkeit.

Übrigens eine Strategie, die ich im neuen Buch „Wahlkampf statt Blindflug“ von Mark Balsiger auch bereits entdeckt habe.

Warum also nicht jetzt schon mit Ausblick auf die Wahlen nächstes Jahr eine neue Website erstellen?

Bonus: 3 Einsteiger-Tipps für Deine politische Website

Balthasar Glättli hat eine sehr umfangreiche und gut besuchte Website. Doch so eine erfolgreiche Website lässt sich nicht von heute auf morgen kreieren.

Aller Anfang ist schwer: Welche Tipps würde Balthasar Glättli geben, wenn Du eine neue Website startest?

  1. Keine News-Seite, wenn Du nicht auch wirklich bereit bist, regelmässig etwas zu veröffentlichen: Nichts wirkt unprofessioneller, als eine 2 Jahre alte „News“. Wenn Du nicht regelmässig Zeit für neue Artikel hast: Warum anstatt „News“ oder „Aktuelles“ das Ganze nicht einfach „Texte“ oder „Meinungen“ nennen?
  2. Fotos sind das A und O: Auch wenn jemand nur wenige Sekunden auf Deiner Website ist, ein sympathisches Foto hinterlässt immer einen guten Eindruck. Es muss aber nicht immer ein professionelles Medienfoto sein, ein authentisches Selfie kann oft besonders punkten.
  3. Die „Über mich“ Seite ist häufig die meistbesuchte Seite auf Deiner ganzen Website. Investiere also besonders viel Zeit in diese. Übrigens, auch wenn es „Über mich“ heisst, ist auch diese Seite primär für den Besucher gedacht.

Also sehr ähnliche Tipps, wie auch ich sie bereits beschrieben habe.

Bonus 2: Das Gratis Wahlkampfhandbuch für persönliche Wahlkampagnen von Balthasar Glättli

Wer noch mehr Tipps für den (auch Offline-)Wahlkampf sucht, der findet auf der Politbüro Website von Balthasar Glättli ein 13-seitiges Wahlkampf E-Book mit Tipps zu:

  • Leserbriefe schreiben
  • Wie man an Adressen von Wählern kommt
  • Ausführliche Anleitung zum Tür zu Tür Wahlkampf
  • Und eine Vorlage für einen Fundraising-Brief

Bisher bin ich bei meinen (doch recht intensiven) Recherchen noch nicht auf dieses E-Book gestossen. Darum vielleicht für den ein oder anderen Leser ebenfalls ein Geheimtipp.

Welche Tipps und Resourcen zum Thema (Online) Wahlkampf kennst Du? Und wenn Du gestern am Event warst: Welche Gold Nuggets hast Du persönlich mitgenommen?

Titelfoto von Juliette Chrétien via Balthasar Glättli. Flickr Creative Commons Image von James St. John.

Michael Brütsch

Webdesigner & WordPress Experte: Ich kreiere WordPress Websites, die Google liebt (aka Suchmaschinenoptimierung / SEO).

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